Kalligrafie trifft Graffiti – eine moderne Fusion.
Was zuerst als eine Antithese erscheinen mag, ist eine moderne Entwicklung der letzten 15 bis 20 Jahre. Kalligraf*innen und Graffiti-Künstler*innen vereint, dass sie sich auf unterschiedliche Art und Weise, fast schon obsessiv, mit Buchstaben auseinandersetzen. 
Mich reizt am Thema Kalligrafitti das Experimentieren mit Materialien und Techniken im urbanen und ländlichen Raum. Ob eine Arbeit auf einem Blatt, am Schreibtisch oder auf der Wand einer Industrieruine entsteht, macht beim Betrachten einen großen Unterschied. Dazu ist die Kunstrichtung noch relativ neu, was viele Möglichkeiten zum Experimentieren, frei von Konventionen, bietet. 
Kalligraffiti gibt mir die Möglichkeit, Arbeiten sichtbar an Orten anzubringen, wo die Kunstform noch nicht existiert bzw. unbekannt ist. Durch die öffentliche Komponente der Kunstrichtung kommt man leicht mit anderen Malenden sowie Passanten ins Gespräch.
Das Austauschen über künstlerische Positionen, die in der klassischen Kunst wenig bis gar nicht vertreten sind, kann den persönlichen Horizont erweitern. Aus diesem Grund begreife ich jede Mal-Aktion als einen Ort der Begegnung mit Menschen, die ich sonst wahrscheinlich nicht kennengelernt hätte.
Im Juli 2022 kollaborierte ich spontan mit sechs anderen Künstler*innen, die ich am Tag einer groß angelegten Malaktion traf, auf die mich ein Freund hingewiesen hatte. Wir tauschten uns über unsere Techniken aus. Am Ende verband ich ihre sechs einzelnen Arbeiten durch einen abstrakten, fließend-kalligrafischen Hintergrund, der das übergreifende Thema Meer aufgriff. 
Diese Art zu arbeiten hilft die reine Freude am Prozess wertzuschätzen und zu Lernen, die Arbeiten loszulassen. Man wiederholt immer die gleichen Schritte: An einem neuen Ort auftauchen, malen, Fotos machen und verschwinden. Irgendwann wird das Bild verschwunden sein, von der nächsten Person übermalt. Vielleicht morgen, in 3 Wochen oder in einem Jahr, es wird passieren.
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